Ist es nicht so, dass viele Leute, die es noch nie getan haben, bei dem Wort Fasten an Verzicht denken? Ja, gib’s zu, du hast das jetzt auch gerade gedacht. 😉 Falls du noch nie gefastet hast.
Jeder und jede, die je gefastet hat, denkt natürlich anders. Wir wissen, dass Fasten kein Verzicht ist, sondern ein Gewinn. Dass man sich großartig fühlt, viel mehr Energie hat als normalerweise, dass der Kopf wunderbar frei wird, dass alles, was man tut, auf einmal fast ohne Anstrengung abläuft. Dass man besser arbeiten kann, besser Sport machen kann (falls man Sport macht. Das ist keine Bedingung), dass man das Leben einfach rundum mehr genießt.
Das Fragezeichen steht da nicht zufällig. Und eigentlich durfte es noch nicht einmal da stehen, denn die Aussage ist falsch.
Es ist aber das, was uns seit Jahren, nein seit Jahrzehnten erzählt wird. Wenn man alles nur in Maßen isst, wenn man es mit nichts übertreibt, dann bleibt oder wird man schlank. Dann kann man alles essen, ohne sich für irgendetwas schuldig zu fühlen.
Das heißt, wenn man Zucker in Maßen isst (was für ein Maß wäre das überhaupt?), ist das gesund? Man sollte es nur nicht übertreiben?
Na ja. Früher war es so, sagen viele. Schließlich waren so ziemlich alle Leute bis ca. 1980 schlank. Und damals gab es keine Diäten, kein Low Carb oder Low Fat, alle haben alles gegessen, was ihnen schmeckte. Mischkost.
Zu dem Buch von Dr. Jason Fung, das auf Deutsch Die Schlankformel heißt und auf Englisch The Obesity Code, gibt es auch ein Kochbuch mit Rezepten für die Zeit, in der man pro Tag essen darf:
Da wollten sie wohl alles in einem einzigen Titel unterbringen. 😄
Eigentlich kann man ja in der Zeit, in der man jeden Tag isst, alles essen, was man gern möchte. Aber es hilft natürlich durchaus beim Abnehmen, wenn man ein bisschen darauf achtet, was man isst. Abgesehen davon, dass es wesentlich gesünder ist, sich nicht von Sachen zu ernähren, die Weißmehl oder Zucker enthalten. Obwohl man das beim Fasten natürlich auch tun kann und auch dabei abnimmt.
Wussten Sie, dass Ihr Cortisol UND Ihr Insulin ansteigen, wenn Sie Stress haben? Nicht nur Stress zu Hause oder im Büro, sondern auch Stress dadurch, dass man beispielsweise zu wenig schläft oder dass man so schlecht schläft, obwohl es lange Stunden sind, dass man wie gerädert aufwacht. Schlafentzug (und auch schlecht schlafen ist so etwas wie Schlafentzug) ist die beste Methode, um zuzunehmen.
Beide Hormone sollten nicht ständig auf hohem Niveau sein. Cortisol ist dazu da, schnell viel Energie zu mobilisieren, wenn wir uns einer Gefahr gegenübersehen und entweder kämpfen oder fliehen müssen. Solche Gefahren wie beispielsweise Wölfe, die uns im Wald überfielen, hielten jedoch nicht über Tage oder Wochen an. So schoss das Cortisol kurzzeitig hoch, um uns zu ermöglichen, uns zu verteidigen oder wegzulaufen, dann jedoch war die Situation vorbei (entweder wir konnten die Gefahr abwehren oder wir waren gefressen worden), und das Cortisolniveau sank wieder ab. Das kann unser Körper gut. Wenn wir ihn lassen.
Ich habe jetzt immer wieder erwähnt, dass es nicht auf die Kalorien ankommt, die man zu sich nimmt, und auch nicht auf die Kalorien, die man verbraucht. Das klingt für viele von uns unverständlich, geradezu unlogisch. Denn jahrzehntelang hat man uns eingeredet, unser Übergewicht wäre das Ergebnis unserer positiven Energiebilanz. Sprich wir nehmen mehr Kalorien zu uns, als wir verbrauchen. Und das macht uns dick. Die Lösung kann also nur sein – so wurde uns fast mit dem Presslufthammer eingebläut – weniger zu essen und uns mehr zu bewegen.
Viele von uns sind diesem Ratschlag gefolgt, mit Diäten und mehr Sport. Kurzzeitig funktioniert das auch, denn wenn unser Körper plötzlich weniger Energie zugeführt bekommt, greift er auf unsere Fettdepots zurück, um unsere lebensnotwendigen Funktionen aufrechtzuerhalten. Bewegt man sich dazu noch mehr, muss er noch ein wenig mehr Energie aus den Fettdepots holen. Wir freuen uns, weil wir abnehmen.
Langfristig funktioniert das jedoch nicht. Denn wenn die verringerte Energiezufuhr anhält – was bei Diäten immer der Fall ist –, passt unser Körper nach relativ kurzer Zeit unseren Energieverbrauch an. Der war zu Anfang aufgrund unseres Übergewichts vergleichsweise hoch, nun sucht der Körper nach Möglichkeiten, den Verbrauch zu verringern. Das gelingt ihm, indem er unsere Körperwärme herunterregelt und andere Körperfunktionen zurückfährt, um Energie zu sparen. Uns wird kalt, wir werden schlapp und müde. Gleichzeitig wird das Hungerhormon Ghrelin hochgefahren, denn wir sollen essen, damit unsere Körperfunktionen nicht ganz einschlafen.
Uns ist jetzt also kalt, wir sind schlapp und müde, und wir haben Hunger.
Ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffe, nur zweimal am Tag zu essen. Das Zitat stammt nicht von mir, sondern von einer Frau, die erst durch ihre Fettleber quasi dazu gezwungen wurde, sich mit dem Fasten auseinanderzusetzen.
Eine Fettleber gab es früher nur bei Alkoholikern. Dachte man jedenfalls. Deshalb war dann oftmals die erste Frage, wenn so etwas bei einer Untersuchung festgestellt wurde: »Wie viel Alkohol trinken Sie denn so am Tag?« Das war für viele Frauen, die gar nicht oder sehr wenig tranken, dann wie ein Schlag ins Gesicht. Und niemand konnte sich erklären, warum ein Mensch, der gar keinen oder nur sehr wenig Alkohol trinkt, überhaupt eine Fettleber haben kann.
Da ist die Antwort mal wieder: Jein. 🙂 Wenn man lange Zeit nichts Richtiges gegessen hat, dann kann großer Hunger schon einmal normal sein. Wobei hier die Betonung auf „Richtiges“ liegt. Alles, was Zucker enthält, macht nicht lange satt und kann schnell Heißhunger hervorrufen, und das schon nach kurzer Zeit. Dazu gehören auch alle Weißmehlprodukte, denn Weißmehl ist ja im Prinzip, so wie es in unserem Körper verarbeitet wird, Zucker.
Zucker ist ein massiver Energieträger, aber es ist „schnelle Energie“, die auch schnell verbraucht ist. Dann bekommt man Hunger. Das kann schon nach zwei bis drei Stunden der Fall sein, aber manchmal vielleicht auch schon nach ein bis zwei Stunden. Das ist als Essenspause definitiv zu kurz. Eine Essenspause sollte mindestens vier bis fünf Stunden lang sein. Also um acht Uhr Frühstück und um zwölf oder besser noch um ein Uhr Mittagessen: gut. Um zehn Uhr gleich wieder ein zweites Frühstück oder einen kleinen Snack: schlecht.
Beim Intervallfasten gilt das nicht, weil wir ja diese extrem lange Essenspause in der Nacht und am Morgen haben. Wenn man dann ein Zeitfenster von sechs Stunden hat, in dem man isst, kann der Abstand zwischen den Mahlzeiten schon mal nur zwei oder drei Stunden betragen. Es sei denn, man isst die erste Mahlzeit direkt am Anfang des Essfensters und die zweite Mahlzeit kurz vor Ende des Essfensters.
Wir müssen schlafen. Jeder muss schlafen. Das ist eine Tatsache. Warum? Weil unser Körper so gebaut ist. Es gibt eine Zeit, in der wir aktiv sind – meistens tagsüber –, und es gibt eine Zeit, in der wir passiv sind und uns erholen, Teile unseres Körpers regenerieren und erneuern, meistens nachts.
Schlaf ist für jeden Menschen wichtig und unersetzlich, aber wenn man abnehmen will, ist er noch wichtiger, als wenn man nicht abnehmen will. In der Tat belegen Studien, dass zu wenig Schlaf meist eine Gewichtszunahme nach sich zieht.
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