Ich bin immer wieder schockiert, wie sehr die Idee von „Wenn ich abnehmen will, muss ich Kalorien rein - Kalorien raus zählen“ immer noch in die Köpfe vieler wie eingebrannt ist.

Das hat die Gehirnwäsche der letzten 50 Jahre bewirkt. Und die meisten sind sich noch nicht einmal dessen bewusst, dass ihr Gehirn gewaschen worden ist. Sie meinen, das wäre einfach die Wahrheit.

Dabei ist es das Gegenteil davon. Kalorien haben nichts mit der Biologie des menschlichen Körpers zu tun – auf die es beim Zunehmen oder Abnehmen ankommt –, sondern mit Physik. Damit, wie eine Maschine Energie verwendet. Eine leblose Maschine, die nichts mit uns Menschen zu tun hat, z.B. eine Dampfmaschine.

So entstand ursprünglich der Begriff der Kalorie. Um die Energie zu beschreiben, die man braucht, um eine Dampfmaschine anzutreiben.

Ist unser menschlicher Körper eine Dampfmaschine? Wohl eher nicht.

Dennoch wurde das Einsetzen von Kalorien für die Nutzung von Diäten nach kurzer Zeit widerspruchslos hingenommen. Und heute wird so getan, als ginge es gar nicht anders. Der größte Quatsch aller Zeiten.

Dieses Thema macht mich oft leidenschaftlich wütend. Denn ich bin ein Opfer dieser Gehirnwäsche. Auch wenn mir vieles daran immer unlogisch erschien, war die ganze Welt so voll von Kalorien, dass ich auch angefangen habe, welche zu zählen.

Und wie alle wissen, die das schon mal versucht haben: Am Anfang klappt es. Immer.

Also denkt man, die Hypothese, dass Kalorien das Körpergewicht bestimmen, ist richtig. Es bewahrheitet sich ja jeden Tag. Man nimmt ab.

Für so ungefähr 6 Monate. Und dann ist Schluss. Man ist auf einem Plateau. Von dem man nicht mehr runterkommt. Man isst vielleicht noch weniger, setzt die Kalorienzahl sogar runter, macht mehr Sport … und das Ergebnis ist, dass man eventuell sogar noch zunimmt.

Wie kann das sein?, denkt man sich da sicher mal. Ich esse immer weniger. Ich renne mir die Zunge aus dem Hals. Und ich werde fetter und fetter.

Doch obwohl man sich diese Frage stellt, findet man keine Antwort. Wen auch immer man fragt, die Antwort ist höchstens: weniger essen, mehr bewegen. Was man ja schon die ganze Zeit tut. Ohne Erfolg. Oder sogar mit dem gegenteiligen Erfolg.

Die Definition von Wahnsinn ist, dass man immer wieder dasselbe tut, aber ein anderes Ergebnis erwartet.

Kennen wir mittlerweile alle, diesen Spruch, oder? Und wo trifft er mehr zu als beim Abnehmen, beim Kalorienzählen?

Wir zählen und zählen, erzielen keinerlei Erfolg, hören aber trotzdem nicht damit auf oder probieren es mal mit einer anderen Methode. Denn man hat uns eingeredet, diese und nur diese, diese einzige Methode wäre die richtige.

Wenn sie aber die richtige wäre, müssten wir dann nicht längst schlank sein? Alle, die so eifrig Kalorien zählen, müssten längst ihr Idealgewicht erreicht haben. Und haben wir das?

Nein, die Welt wird immer dicker. In ein paar Jahren wird mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung übergewichtig oder sogar fettleibig sein. Schon jetzt sehen wir kaum noch schlanke Leute auf der Straße. Bald werden die noch mehr verschwinden. Selbst die Kinder sind mittlerweile übergewichtig oder fettleibig.

Und das ist das Schlimmste daran. Denn aus übergewichtigen Kindern werden übergewichtige Erwachsene, die dann an den Folgen ihres Übergewichts sterben. Und bevor sie sterben, noch unnötig leiden müssen.

Könnten wir das alles nicht verhindern?

Meines Erachtens könnten wir das. Unterstützung erhalten wir dabei aber nur wenig. Schon gar nicht von irgendwelchen „Gesundheits“-Organisationen oder von Regierungen. Und meistens auch nicht von unserem Hausarzt oder unserer Hausärztin. Denn ÄrztInnen wissen nichts über Ernährung. Sie lernen das in ihrer Ausbildung einfach nicht.

Wenn sie dann nicht ein eigenes Interesse daran entwickeln – beispielsweise weil sie selbst übergewichtig werden und das Übergewicht trotz aller Regeln, an die sie sich halten, nicht loswerden können –, lernen sie bezüglich Ernährung auch in ihren ganzen Praxisjahren nichts dazu. Und dieses Nicht-Wissen geben sie an ihre PatientInnen weiter.

Die den „Göttern und Göttinnen in Weiß“ heute zwar nicht mehr auf dieselbe Art alles glauben, was sie ihnen erzählen, wie früher, aber an wen soll man sich dann wenden? Wer kennt sich damit aus, wie man am besten – und auch noch auf die natürlichste Art – abnimmt und dieses Gewicht dann auch hält?

Denn das – das wissen wir alle – ist die Königsdisziplin. Nicht das Abnehmen, sondern das Gewichthalten.

Leider, leider ist es so, dass wir uns da in den meisten Fällen selbst schlaumachen müssen. Die offizielle Lesart ist immer noch weniger essen und sich mehr bewegen. Auch wenn das keinerlei Erfolg bringt.

Wie wird man nun aber natürlich schlank, ohne Kalorien zu zählen?

Eine ganz große Rolle – wenn nicht sogar die größte – spielt dabei unser Hungergefühl. Wer Hunger hat, wird irgendwann essen. Das ist ganz natürlich. Dafür ist Hunger da. Er zeigt uns, dass wir etwas brauchen.

Seit vielen, vielen Jahre vertrete ich die Ansicht, dass man nur dann essen sollte, wenn man Hunger hat. Aber was ist, wenn man immer Hunger hat? Sollte man dann die ganze Zeit essen?

Das könnte dann doch zu dem einen oder anderen Gewichtsproblem führen.

Deshalb müssen wir uns fragen: Was erzeugt diesen Hunger? Selbst wenn wir vielleicht gerade gegessen haben? Wenn das Essen noch in unserem Magen liegt?

Das habe ich lange Zeit nicht berücksichtigt, weil ich das Problem selten hatte. Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass ich nie so einen „süßen Zahn“ hatte, wie ich es von vielen höre.

Diese Art „süßer Zahn“ ist eine Sucht. Zuckersucht. Und gegen Süchte kann man schlecht mit reiner Willenskraft angehen. Das wäre, wie wenn man einem Heroinsüchtigen sagen würde: „Hör doch einfach auf, Heroin zu spritzen.“

Wird wohl nicht funktionieren. Und genauso wenig wird es funktionieren, einer Zuckersüchtigen zu sagen: „Hör doch einfach auf, süße Sachen zu essen.“

Was hilft gegen Süchte? Entzug.

Kein Kalorienzählen. Das bringt in dem Fall so wenig wie in allen anderen Fällen.

Aber auch wenn keine solche Sucht vorliegt, ist Kalorienzählen die falsche Methode. Denn es kommt nicht auf die Kalorien an sich an, sondern auf die Art der Kalorien. Darauf, was mit der Nahrung, die diese Kalorien enthält, in unserem Körper passiert. Was unsere Hormone damit machen.

Und da gibt es große Unterschiede.

Doch mit oder ohne Zuckersucht, Entzug ist keine schlechte Idee. Auch wenn sich das erst einmal furchtbar anhört. Ist es nämlich gar nicht.

Wovon ich hier spreche, ist Intervallfasten. Einfach mal ein paar Stunden nichts essen.

Wie ich es in meinem Buch „Wer Kalorien zählt, hat den Zug verpasst“ beschrieben habe, ist Intervallfasten die einfachste und natürlichste Methode überhaupt, um abzunehmen und sein Gewicht zu halten.

Intervallfasten ist die logische Umsetzung von „Natürlich schlank“. Denn es ist die natürlichste Art zu essen. Seit unsere Vorfahren Mammuts gejagt haben.

Es gab nie eine Zeit wie die unsere jetzt. In der immer Nahrung zur Verfügung steht. Warum sollte unser Körper also damit umgehen können?

Unser Körper kann hervorragend damit umgehen, wenn wir mal nicht essen. Dafür ist er ausgerüstet.

Wofür er nicht ausgerüstet ist, ist, ständiges Essen verarbeiten zu müssen. Keine Pause zu haben. Mit mehr Zucker gefüttert zu werden, als er überhaupt verarbeiten kann.

Also ist die logische Folge für ein natürlich schlankes Leben: immer mal wieder fasten.

Wie kurz oder lang, das bleibt uns überlassen. Bei mir schwankt das sehr. Ich esse mal 15 Stunden nichts, an einem anderen Tag esse ich eventuell 22 Stunden nichts, bevor ich die nächste Mahlzeit zu mir nehme, und an manchen Tagen esse ich gar nichts. Dann freue ich mich immer sehr darauf, am nächsten Tag wieder essen zu können.

Ich liebe diese Essenspausen. Es ist kein Zwang für mich und auch keine Qual.

Für mich ist das einfach die Art, wie ich mein natürlich schlankes Gewicht halte.