Wenn wir abnehmen wollen, suchen wir eigentlich immer die eierlegende Wollmilchsau. Niemand will sich wirklich beschränken, schon gar nicht für den Rest seines Lebens. Das heißt, wir wollen genauso weitermachen wie bisher, dabei aber schlank werden.

Das ist etwas schwierig, denn genau dieser unser Lebensstil hat uns ja dick gemacht. Wenn wir vom gesunden Menschenverstand ausgehen, werden wir also dick bleiben oder sogar noch dicker werden, wenn wir so weitermachen.

So ganz ohne Veränderung geht abnehmen also nicht. Wir suchen aber immer nach Tricks, diese Veränderung so klein wie möglich zu halten.

Das habe ich auch gemacht und dabei natürlich schlank gefunden. Natürlich schlank funktioniert hervorragend, und die Veränderung des Lebensstils ist minimal. Sie beschränkt sich darauf, auf seinen Hunger zu warten und mit dem Essen aufzuhören, wenn man satt ist.

Den meisten Menschen fällt gar nicht auf, dass sie oft essen, ohne Hunger zu haben. Das geht schon damit los, dass es festgelegte Zeiten für das Essen gibt. Da Menschen keine Maschinen sind, kann man wohl kaum davon ausgehen, dass jeder Mensch exakt zur selben Zeit Hunger hat, aber unsere Arbeitspausenzeiten sehen oft so aus. Es wird exakt um zwölf Uhr oder um ein Uhr zu Mittag gegessen, komme da, was da wolle.

Genauso werden meist Frühstück und Abendessen gehandhabt, das hängt auch mit unserem Arbeitsumfeld zusammen. Wenn wir um eine bestimmte Zeit auf der Arbeit erscheinen müssen, frühstücken wir, bevor wir zur Arbeit gehen. Sagt unser Arbeitgeber, wir müssen um sieben Uhr anfangen, frühstücken wir davor. Sagt unser Arbeitgeber, wir müssen um neun Uhr anfangen, frühstücken wir vielleicht etwas später. Das heißt, bei vielen Menschen bestimmt der Arbeitgeber etwas ganz Persönliches und Privates, nämlich unser Essverhalten.

Dann gibt es noch die Familie. Gemeinsames Essen mit der Familie wird als etwas sehr Wertvolles betrachtet, insbesondere, wenn Schule und Arbeit uns die meiste Zeit des Tages voneinander trennen. Da werden die wenigen Stunden, die man gemeinsam verbringt, zu etwas ganz Besonderem. So zelebrieren viele Mütter (vielleicht auch einige Väter, aber ich habe von vielen, vielen Menschen meistens die Mutter als die treibende Kraft beschrieben gehört) das Essen als eine Pflicht, die man nicht versäumen darf. Selbst wenn sie das auf nette und sympathische Weise tun und nicht mehr mit dem preußischen Gehorsamsprinzip wie in früheren Zeiten, aber ein Zwang bleibt ein Zwang.

Das Abendessen ist oft die einzige Zeit am Tag, in der die ganze Familie gemeinsam am Tisch sitzt oder überhaupt zusammen ist, also muss das Abendessen stattfinden und es muss um eine bestimmte Zeit stattfinden, damit alle daran teilnehmen können. Bei einer vierköpfigen Familie müssen also vier Personen zur selben Zeit essen, egal ob sie Hunger haben oder nicht.

Ich habe sehr oft Diskussionen mit Müttern geführt, die argumentierten, sie könnten schließlich nicht alle halbe Stunde für eine andere Person Essen machen, eventuell auch noch den ganzen Tag über.

Das ist absolut richtig. Aber es zeigt auch, dass viele Mütter immer noch meinen, sie allein wären für das Essen und die Zubereitung des Essens zuständig. Wenn man sich natürlich schlank ernährt, macht man sich selbst sein Essen um die Zeit, um die man Hunger hat. Man kann ja ruhig mehr zubereiten, und dasjenige Familienmitglied, das dann später Hunger hat, kann sich das aufwärmen. Oder wenn jemand früher Hunger hat als ich, dann muss er eben selbst kochen oder sich ein Brot machen.

Jetzt geht wieder ein Aufschrei durch die Nation, dass das so nicht machbar ist, aber ich denke, bei diesen festgefahrenen Gewohnheiten gehen unsere Probleme los. Und bei den Zwängen, die wir durch die Arbeitswelt auferlegt bekommen. Viele können nicht einfach so am Arbeitsplatz essen, wenn sie Hunger haben. Sie müssen sich an feste Pausenzeiten halten. Entweder sie essen zu der Zeit oder gar nicht.

Ich persönlich habe festgestellt, dass man damit leben kann. Man muss die Regel, immer nur dann zu essen, wenn man Hunger hat, nicht so unflexibel betrachten. Ich kann durchaus auf Essen verzichten, wenn ich Hunger habe, und esse dann später. Zwischendurch kann ich Wasser oder Tee trinken, so viel ich will, das vertreibt den Hunger für eine kleine Weile. Natürlich sollte man das nicht ewig ausdehnen, denn das würde dem Prinzip von natürlich schlank widersprechen, aber ich denke, bei den meisten Menschen funktioniert natürlich schlank auch, wenn sich das Essen um eine Stunde nach dem ersten Hungersignal verschiebt.

Der große Unterschied ist eher der, dass man, wenn man auf seinen Hunger wartet, nicht ständig isst. Ich empfehle jedem, mal am Wochenende oder im Urlaub, wenn man seine Zeit frei gestalten kann, auf seinen Hunger zu warten. Eventuell wird man sein blaues Wunder erleben, wie wenig Hunger man eigentlich über den Tag verteilt hat und wie viele Mahlzeiten man ausfallen lässt.

Für mich fällt sowieso immer das Frühstück aus, weil ich morgens nie Hunger habe. Für Leute, die morgens direkt nach dem Aufstehen Hunger haben und gut frühstücken, fällt eventuell das Mittagessen aus, weil sie dann noch keinen Hunger haben. Und für manche Leute, die gern noch nachmittags etwas essen, fällt eventuell das Abendessen aus.

Was aber auf jeden Fall ausfällt, sind sämtliche Zwischenmahlzeiten oder wie das auf neudeutsch so schön heißt: Snacks.

Lange Zeit wurde Abnehmwilligen eingeredet, sie müssten so viele kleine Mahlzeiten wie möglich am Tag zu sich nehmen, bis zu fünf oder sechs, um eben keinen Hunger zu bekommen.

Das ist widersinnig. Denn warum sollte ich essen, wenn ich keinen Hunger habe? So wurden die Menschen darauf trainiert, auf keinen Fall auf ihren Hunger zu achten, ihn sozusagen als einen bösen Feind zu betrachten. Was für ein Unsinn.

Der Hunger ist mein Freund, denn er sagt mir, dass mein Körper etwas braucht. Solange ich keinen Hunger habe, braucht mein Körper auch nichts. Also muss ich auch nicht essen oder „snacken“.

Darüberhinaus hat es mittlerweile viele Untersuchungen gegeben, die darauf hindeuten, dass lange Essenspausen gut für den Körper sind. Mehr als drei Mahlzeiten am Tag sollten es nicht sein, besser sind sogar nur zwei Mahlzeiten am Tag oder nur eine, wenn man nach dem Essen so lange keinen Hunger hat. Es gibt sogar Leute, die nur dreimal in der Woche essen und damit glücklich sind.

Aber was auch immer irgendwelche Untersuchungen sagen: Die einzige wirklich zuverlässige Quelle ist unser Körpergefühl.

Habe ich Hunger?
Ja – dann esse ich.
Nein – dann esse ich nicht.

Bin ich satt?
Ja – dann höre ich auf.
Nein – dann esse ich (langsam) weiter.

Diese kleine, eigentlich winzige Veränderung in unserem Essverhalten bewirkt, dass wir immer nur so viel essen, wie wir brauchen. Wir brauchen erstaunlich wenig, viel weniger, als wir denken und normalerweise essen.

So werden wir ohne uns anzustrengen schlank.