Wenn man übergewichtig ist, war man bestimmt schon einmal bei einem Arzt oder einer Ärztin des eigenen Vertrauens und hat um Hilfe gebeten. Die meisten Menschen sind nicht wirklich glücklich mit ihrem Übergewicht, auch wenn sie notgedrungen gelernt haben, sich damit zu arrangieren. Es bleibt uns ja nichts anderes übrig.
Und obwohl ich nicht dabei war: Darf ich mal raten, was Herr oder Frau Weißkittel gesagt hat? »Sie müssen abnehmen. Essen Sie weniger und bewegen Sie sich mehr.«
Stimmt’s? Natürlich stimmt es. Denn mehr wissen unsere teuer ausgebildeten Medizinspezialisten nicht. Ernährung ist kein Teil der medizinischen Ausbildung. Es gibt sogar Ärzte, die noch nicht einmal wissen, was Kohlenhydrate sind und wie sie wirken. Sie haben sich nie damit beschäftigt. Die meisten meinen vermutlich immer noch, Fett macht dick, und man sollte weniger Fett essen, um abzunehmen.
Insbesondere, wenn der Mann oder die Frau im weißen Kittel nie dick waren, verstehen sie weit weniger von Ernährung als wir, die wir uns seit Jahren damit beschäftigen abzunehmen und alle Kalorien auswendig kennen. Und solche Leute fragen wir um Rat?
Dann gibt es natürlich noch diejenigen, die es eigentlich wissen sollten, Endokrinologen (Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, also das hört sich erst einmal gut an) und Diätberaterinnen. Wenn man ganz großes Glück hat, erwischt man vielleicht eine Endokrinologin, die sich tatsächlich mit Ernährung beschäftigt hat, aber auch da sind die Chancen sehr gering. Und selbst wenn, wird sie wahrscheinlich dieselben Ratschläge geben wie fast jede Diätberaterin: die falschen.
Ärzte und auch Diätberater sind sich meist überhaupt nicht dessen bewusst, dass sie seit Jahrzehnten von der Lebensmittelindustrie manipuliert werden. Sie nehmen das, was seit über einem halben Jahrhundert verkündet wird, für bare Münze, obwohl alle diese angeblichen Erkenntnisse bezüglich Übergewicht und Ernährung einzig und allein auf dem beruhen, was uns die Fleischindustrie, die Milchindustrie und die Zuckerindustrie glauben machen wollen.
Die Zuckerindustrie hat es fertiggebracht, dass in Amerika fast nur noch fettarme oder sogar fettfreie Produkte verkauft werden. Aber was hat das gebracht? Die Amerikaner platzen aus allen Nähten und können kaum noch laufen vor Übergewicht. Also das Fett war es offensichtlich nicht, was sie fett gemacht hat und weiterhin fett macht.
Jede Ernährung ist natürlich ein Spiegel ihrer Zeit und auch der Wohlstandsverhältnisse. Was früher Luxus war, wird heutzutage in jedem Supermarktregal zum Sonderpreis angeboten. Zum Teil ist das gut, denn eine wirkliche Mangelernährung, weil wir uns das, was unser Körper braucht, nicht leisten können, wäre ein Rückschritt und keinesfalls wünschenswert. Aber uns alles leisten zu können, was unserem Körper massiv schadet, kann man nun auch nicht gerade als Fortschritt bezeichnen.
Aufgrund der großen Auswahl müssten wir theoretisch alle wohlgenährt und gesund sein. Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand dick sein sollte. Aber so sieht es in der Realität nicht aus.
Erschreckend ist, dass viele Ärzte, obwohl sie die aktuellen Studien kennen, die belegen, dass die Zivilisationskrankheiten – die ja nicht umsonst so heißen –, unter denen so viele von uns leiden, durch unsere Ernährung verursacht werden, trotzdem nicht den logischen nächsten Schritt tun und ihren Patienten, also uns, empfehlen, unsere Ernährung als Medizin zu betrachten. Sie verschreiben lieber Pillen, die die Symptome bekämpfen sollen. Was sie allerdings durchaus nicht immer tun. Und vor allen Dingen heilen diese Pillen nicht.
Man kann seinen Blutdruck mit Pillen senken – aber dann hat man immer noch zu hohen Blutdruck. Man sieht es nur nicht. Und bei vielen, die massiv betroffen sind, helfen die Pillen noch nicht einmal. Bei Diabetes ist es noch schlimmer. Da glauben noch nicht einmal die Ärzte daran, dass man ihn heilen könnte. Sie sehen die erste Pille, die sie ihren Patienten verschreiben, nur als Einstiegsdroge an und drohen ihren Patienten gleich damit, dass sie in ein paar Jahren unweigerlich stärkere Pillen nehmen müssen, mehr und mehr, bis dann kein Weg mehr am Insulin vorbeiführt. Dass es andere Wege gibt, ignorieren sie völlig.
Eigentlich erwartet man von Ärzten etwas anderes. Ich denke, wir alle erwarten, dass das erste Interesse eines Arztes darin besteht, uns, seine Patienten, heilen. Aber so scheint es nicht immer zu sein. Pillen sind ja so bequem. Und Ärzte haben so wenig Zeit. Einer Patientin eine Diät zu verschreiben, an die sie sich dann wahrscheinlich nicht hält, ist viel aufwendiger, als ihr einfach schnell ein Rezept auszustellen.
Aber warum helfen Diätratschläge so oft nicht? Weil die Patienten im Stich gelassen werden. Mal schnell einen Zettel in die Hand gedrückt zu bekommen mit der Ernährungspyramide ist lachhaft. Schon allein die Ernährungspyramide ist ein Witz. Und was kommt danach? Wiegt der Arzt oder die Ärztin mich jede Woche? Kontrolliert sie jede Woche meinen Blutdruck, meinen Blutzucker, mein Cholesterin oder mein viszerales Fett? Bekomme ich irgendeine Unterstützung, damit ich mich an die Diät halten kann? Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.
Und dann sind die Ratschläge, die man bekommt, ja meistens auch noch schlichtweg falsch. Übergewichtige und speziell mit Diabetes diagnostizierte Patienten werden standardmäßig zur Diätberatung geschickt. Es gibt Diätberaterinnen, die sich nur auf Diabetes spezialisiert haben. Da denkt man doch, so jemandem kann man vertrauen.
Kann man das? Eher nicht. Denn was empfehlen diese „Spezialisten“? Leute, die Diabetes haben, sollten weniger Zucker essen. Gut, dagegen ist wenig zu sagen. Die meisten Menschen essen viel zu viel Zucker. Aber dazu geben sie auch den Ratschlag, wenig Fett zu essen, sehr wenig am besten, dafür aber viele, viele Kohlenhydrate. Brot, Kartoffeln, Nudeln. Außerdem mehr Gemüse und wenig Obst. Der Kern der Ernährung für Diabetiker sind aber Kohlenhydrate. Kann man das glauben?
Kohlenhydrate sind nichts anderes als Zucker. Komplexe Kohlenhydrate brauchen länger, um in Zucker verwandelt zu werden, das ist alles. Diese mittlerweile allgemein bekannte Erkenntnis scheint aber bei denen, deren Beruf es ist, noch nicht angekommen zu sein. Wenn also ein Diabetiker haufenweise Kohlenhydrate zu sich nimmt, wird sich sein Zustand dann bessern? Ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil.
Warum wissen Ärzte und Diätberater das nicht? Weil sie sich einfach nicht weiterbilden. Sie haben etwas in ihrer Ausbildung gelernt oder vor dreißig Jahren davon gehört – und dabei bleibt es. Moderne Studien werden nicht berücksichtigt. Vor dreißig Jahren war das Fett der Bösewicht, und sie rennen anscheinend mit Scheuklappen durch die Gegend und bekommen nicht mit, dass sich das geändert hat. Dass Fett allein niemanden dick macht.
Diabetes wird zwar als Krankheit betrachtet und oftmals mit Übergewicht in Verbindung gebracht, aber es gibt auch dünne Diabetiker und Übergewichtige, die keinen Diabetes haben und nie welchen bekommen. Das wird ebenfalls ignoriert. Wenn man schlank ist und Diabetes bekommt, lautet der Ratschlag der Diätberaterin dann wahrscheinlich: „Sie müssen nichts an Ihrer Ernährung ändern, Sie sind ja dünn.“
Himmelschreiender Unsinn, aber das merken sie noch nicht einmal. Wenn man sich dann nicht selbst informiert und anfängt, die Kohlenhydrate herunterzufahren oder zu fasten, wird einen dasselbe Schicksal ereilen wie einen übergewichtigen Diabetiker: Irgendwann wird man auf Insulin gesetzt und irgendwann stirbt man an dieser „Behandlung“. Viel zu früh. Vielleicht hat man vorher noch das Vergnügen, das einem die Beine amputiert werden oder dass man blind wird. Alles Folgeerkrankungen von Diabetes.
Ist das zu fassen? An Diabetes kann man die Unfähigkeit der Ärzte und Diätberaterinnen besser illustrieren als an Übergewicht allein. Denn wenn man einfach nur dick bleibt, weil diese Leute versagen, ist das zwar frustrierend, aber nicht unbedingt tödlich. Übergewicht erschwert das Leben, jedoch solange man dabei ansonsten gesund ist, ist das eine relativ geringe Beeinträchtigung. Mich persönlich hat mein Übergewicht nie sonderlich gestört. Außer wenn ich Hosen kaufen musste.
Wenn es aber darum geht, dass man als voll im Leben stehender Mensch einen Fuß oder ein Bein amputiert bekommt oder blind wird, dann sieht man das Risiko schon.
Wir müssen aber gar nicht den Teufel an die Wand malen, um zu sehen, wie unfähig diejenigen sind, die uns doch eigentlich helfen sollten. Es ist besser, sich auf den eigenen gesunden Menschenverstand zu verlassen und auf den eigenen Körper. Heutzutage gibt es glücklicherweise genügend Informationsquellen, aus denen man Erkenntnisse ziehen kann.
Wobei man auch dabei allerdings vorsichtig sein muss. Wer Kohlenhydrate oder Fett verteufelt oder wer Mengen an Eiweiß empfiehlt, die man so in der Natur niemals finden könnte, dem sollten wir misstrauisch gegenüberstehen. Wichtig ist eine natürliche Ernährung mit allem, was die Natur bietet. Eine vegane Ernährung mit Zusatzprodukten, die aufwendig industriell hergestellt werden müssen, ist genauso unnatürlich wie eine Ernährung ohne Kohlenhydrate oder ohne Fett. Eiweißdrinks wachsen garantiert nicht auf Bäumen und sind deshalb nicht natürlich.
Natürlich sind Gemüse und Obst. Sie sollten die Grundlage unserer Nahrung darstellen. Ab und zu gibt es dazu Fleisch oder Fisch, aber nur in solchen Mengen, wie man sie auch in der Natur fangen könnte. Jeden Tag dreimal Fleisch, Fisch oder Wurst sind auf jeden Fall zu viel. Einmal oder höchstens zweimal in der Woche wäre normal. Nüsse, Samen ... auch das findet man meistens nur in geringen Mengen, aber sie sind gesund. Milchprodukte, Käse, Brot ... das erfordert schon ein wenig an Aufwand, aber auch primitive Völker kannten das schon.
Aber das wäre es dann auch. Süßigkeiten oder Chips gehören nicht in eine gesunde und natürliche Ernährung. Wer gesund ist, kann sich überlegen, ob er nicht für die vielen Kalorien, die diese Produkte enthalten, etwas Besseres essen möchte, Gemüse oder Obst etwa. Wer nicht gesund ist, der muss diese Entscheidung gar nicht treffen, er sollte das weglassen. Die einzige Entscheidung, die wir treffen müssen, wenn wir nicht gesund sind, ist: Wollen wir gesund werden?
Abnehmen ist kein Hexenwerk. Es ist auch keine Wissenschaft. Abnehmen und Zunehmen sind natürliche Vorgänge, die die Nahrungssituation widerspiegeln. Im Überfluss nehmen wir zu, im Mangel nehmen wir ab.
Da wir heutzutage im Überfluss leben, müssen wir Mangelsituationen allerdings künstlich erzeugen. Da bleibt dann nur noch die Frage: Wie mache ich das am besten? Und auch da wäre der natürlichste Weg wiederum der beste: einfach zeitweise sehr wenig oder nichts essen. Nicht jeden Tag. Aber manchmal. Einmal oder zweimal die Woche nur 500 Kalorien am Tag wäre ein guter Anfang. Dann weiß unser Körper, was er mit unseren Fettreserven machen soll, und sie setzen sich nicht dauerhaft auf unseren Hüften fest.
Wenn wir natürlich schlank essen, werden wir Tage haben, an denen wir mehr Hunger haben, und Tage, an denen wir weniger Hunger haben. Ich habe Tage, an denen ich ganz von selbst nur 800 oder 900 Kalorien esse. Immer wieder. Ich habe an solchen Tagen einfach nicht mehr Hunger. Es ist keine bewusste Entscheidung. Unser Körper weiß genau, dass exakt dieselbe Menge Kalorien jeden Tag nicht natürlich ist. Danach brauchen wir uns nur zu richten.
Wenn es jemandem schwerfällt, das von selbst zu tun, kann er einfach mal bewusst einen Fastentag mit 500 Kalorien einschieben, eine äußerst natürliche Sache.
Und jetzt erzählen Sie das mal Ihrem Arzt oder Ihrer Diätberaterin. Wahrscheinlich wird er Sie auslachen oder ganz ernst davor warnen. Ihre Diätberaterin wird Ihnen erzählen, dass das alles nicht stimmt und Sie sich eventuell selbst schaden, dass Sie Ihren Stoffwechsel ruinieren, wenn Sie zu wenig essen.
Aber die Unfähigkeit solcher Leute sollte uns nicht davon abhalten, gesund und schlank zu werden und zu bleiben. Denn wir sind schlauer.